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Neustart mit Rückspiegel

KW 20

Ruben Cadonau

Ein Essay

Heute veröffentliche ich nicht nur meinen ersten Journaleintrag in diesem Jahr, sondern auch einen ersten Essay, den ich heute spontan geschrieben habe.

Dieser handelt von meiner Leidenschaft fürs Schreiben und verhandelt mein Anliegen, mit Dogmathink.com anderen für ihr Nachdenken, Schreiben und Texten-Überarbeiten hilfreiche Inputs zu geben.

Meine Texte werde ich neu hauptsächlich auf Dogma-Lab.com – meine zweite Webseite – veröffentlichen, hier findest du den Link zu meinem Essay.

Ausgesetzt im Satz - Dogma Lab
Ausgesetzt im Satz - Dogma Lab

Ich werde dir hier in den nächsten Wochen eine Methode vorstellen, wie du deinen Schreibstil verbessern und eigene Texte konstruktiv und sinnvoll überarbeiten kannst. Sodass du mit jedem neuen Text, den du schreibst, bereits etwas Kleines verbessern, anders machen oder ausprobieren kannst, um dich kontinuierlich zu steigern.

Das neue Dogma: Think

Neu ist dogmathink.com kein klassischer Blog mehr. Von diesem Konzept habe ich mich verabschiedet – es war nicht das, was ich wirklich teilen wollte. Andere machen das viel besser und mit viel mehr Leidenschaft, als ich das kann und will.

Was ich anbieten möchte, sind Einblicke in eine persönliche Schreibwerkstatt – ich will Online-Kurse entwerfen, die dir einen Mehrwert bieten, in denen ich meine Erfahrungen und meine eigenen Lernwege kondensiert vermittle.

Damit möchte ich dir Einsichten anbieten, die ich selbst gerne schon zu Beginn meines Studiums gehabt hätte – Tipps, die mir selbst einen echten Mehrwert gebracht hätten. Ich hoffe, dass ich dir das schon bald auch in einem weiteren Kursformat fürs Schreiben von Essays, Aufsätzen oder Hausarbeiten anbieten kann.

Zunächst arbeite ich aber zurzeit an einem Kurs, in dem ich dir meine Zettelkasten-Methode näherbringen werde. Im nächsten Jahr möchte ich diesen Kurs vollständig für Premium-Abonnent:innen zugänglich machen.

Ich investiere viel Zeit, persönliche Ressourcen und Herzblut in dieses Projekt – weshalb ich mich entschieden habe, dafür auch einen fairen Preis zu verlangen.

Trotzdem will ich eine Möglichkeit finden, den Kurs auch für Studierende oder Menschen mit geringem Einkommen zugänglich zu machen – weil es mir wichtig ist, dass gerade sie davon profitieren können.

Aber erst einmal muss ich das Projekt abschließen, veröffentlichen und schauen, ob es meinen und deinen Erwartungen überhaupt gerecht wird.

Ich plane, den Kurs in einer Preview-Version für Support-Abonnent:innen anzubieten und eine Demo-Version für alle, die es erst ausprobieren wollen, bevor sie das ganze Paket kaufen bzw. abonnieren. Richtig – ich will meine Online-Kurse im Abo-Modell anbieten, um das Angebot künftig ausbauen und finanziell nachhaltiger gestalten zu können.

Ich freue mich, dass du mich als Leser:in auf diesem Weg begleitest.

Neustart und Erwartungen

Da ich hiermit ganz frisch von vorn anfange und fest entschlossen bin, dieses Konzept durchzuziehen und wirklich wöchentliche Updates zu geben, möchte ich kurz erklären, wozu ich diese Journale eigentlich verfasse:

  1. Ich möchte regelmäßig Einblicke in meinen Schreibprozess geben: Woran arbeite ich gerade? Was sind meine Zweifel und Herausforderungen? Und vor allem: Was habe ich Wertvolles dabei gelernt, von dem du profitieren könntest?
  2. Ich will den wissenschaftlichen Betrieb an der Universität etwas transparenter machen. Ich selbst konnte mir vor meiner Tätigkeit nur sehr vage vorstellen, was Geisteswissenschaftler:innen eigentlich so machen – und warum das für mich interessant oder relevant sein könnte.
  3. Es gibt Themen wie das Publizieren wissenschaftlicher Essays, Aufsätze oder Rezensionen, bei denen ich selbst Neuland betrete – und an der Uni kaum Hilfestellung erhalte. Von anderen weiß ich, dass ihnen der Einstieg ins Publizieren ebenfalls schwergefallen ist und sie sich vieles selbst erarbeiten mussten. Zwar kann ich nur für mein Fach, die Systematische Theologie, sprechen – aber ich glaube, dass auch andere davon profitieren könnten, Erfahrungsberichte über den Weg zur ersten Publikation zur Hand zu haben. Einen solchen Bericht möchte ich versuchen zu geben.

Meine Journale sollen nicht alle so lang sein wie heute. Es sind freie Essays, in denen ich mir von der Leber schreibe, was ich in einer Arbeitswoche erfahren und gelernt habe – von dem ich denke, dass es für dich interessant und hilfreich sein könnte.

Das kann von ein paar Bulletpoints bis zu einem ausgefallenen Essay-Versuch variieren – und wird sich mit zunehmender Leserschaft und deinem Feedback vermutlich weiterentwickeln. Ich selbst bin gespannt auf dieses Projekt und freue mich, diesen Lernweg mit dir und vielen anderen teilen zu können.

Zettelkasten-Fortschritt

Ich habe mir vorgenommen, wöchentlich einen Blick auf die wachsende Zahl an Notizen in meinem Zettelkasten zu werfen – um damit einen praktischen und konkreten Einblick in meine alltägliche Arbeitsweise zu geben.

Zunächst möchte ich einfach einmal meinen Zwischenstand teilen:

Erst seit diesem Jahr arbeite ich produktiv mit dem Konzept. Im vergangenen Jahr hatte ich noch einige Schwierigkeiten damit, aber im Dezember kam der Durchbruch – und ich bin froh, dass mein Framework endlich funktioniert, wie ich es mir seit 2022 erhofft habe.

Die Differenz zu letztem Jahr ist frappierend und hat mich dazu ermutigt, dieses Framework, an dem ich nun schon einige Jahre tüftle, auf dogmathink.com zu teilen. Und hoffe, dass es auch anderen ein so nützliches Tool sein wird – wie mir selbst.

Was der Zettelkasten ist, warum ich überhaupt ein „komplexes“ System entwickelt habe, um Notizen „zu sortieren“ – das alles und noch mehr, werde ich mit dir in den nächsten Wochen teilen. Bleib also unbedingt dran, wenn du mehr zu meiner Zettelkastenmethode erfahren möchtest.

Postkoloniale Theologie im Grundkurs

In dieser Woche hatten wir in meinem Ethik-Grundkurs, den ich dieses Frühsemester gemeinsam mit Prof. Dr. Georg Pfleiderer an der Universität Basel unterrichte, eine Einführung in die Ethik der postkolonialen Theologie auf dem Programm.

Da ich mich zuvor nur am Rande mit der Thematik beschäftigt hatte, war ich besonders gespannt auf diese Stunde. Diese hat mich sehr positiv überrascht, der Text Complacencies and Cul-de-sacs. Christian Theologies and Colonialism von Prof. em. Rasiah S. Sugirtharajah (Universität Birmingham) ist erfrischend und scharfsinnig.

Er macht deutlich, wie das Thema des Kolonialismus in der Systematischen Theologie mit Abwesenheit glänzt und bezieht sich auf die Theologiegeschichtsschreibung, welche die Zeit des Kolonialismus in Indien abdeckt. Es kommen indische Theologen zu Wort und deren ambivalente Perspektive auf den Kolonialismus. Zudem gelingt es ihm die Spannung der nationalen Identität Indiens mit den vielen kulturellen und vor allem religiösen Unterschieden in der Bevölkerung des Landes nachvollziehbar zu machen. Die Antwort der kontextuellen Theologie auf die Identitätskrise der indischen Bevölkerung sieht er in einer kreativen Neukombination zweier dominanter Muster, – (a.) einem identitär-regressivem und (b.) einem cosmopolitisch-progressiven – die er in den christlichen Theologie Indiens vorfindet – darin liegt auch seine innovative ethische Zielsetzung für die Theologie.

„The blending I have in mind differs notably in three aspects from these earlier experiments. (1) It should go beyond identity hermeneutics. Selfaffirmation and restoring the lost pride and emasculated dignity of an alienated people are fine and worthy causes in themselves. But to hold on to them, and to reiterate them uncritically when the context out of which these issues arose has moved, is to risk turning them into theological clichés. (2) It should move beyond its high-caste moorings and take into account the legends and myths of the dalits and tribals. (3) It should shed its overtly Christian superiority and smugness. The earlier attempts at assimilation suffered from Christian triumphalism. What I envisage is a form of vernacular cosmopolitanism, like that advocated by Homi Bhabha, which is not constrained by old boundaries and entrenched positions but allows transgression.“ (Sugirtharajah, Rasiah S.: Complacencies and Cul-de-sacs. Christian Theologie and Colonialism, in: Keller, Catherine; Nausner, Michael; Rivera, Mayra (Hg.): Postcolonial Theologies. Divinity and Empire, Denver, MA 2004, 22-38.)

Theorie im Verdacht

In mehreren Gesprächen wurde mir diese Woche deutlich, dass „praktisch“ zum Trendwort geworden ist – während „theoretisch“ oft abwertend gebraucht oder verstanden wird, als wäre Theorie etwas Verwerfliches.

Mich hat das irritiert, weil ich das Wort bislang neutral verwendet habe – vielleicht, weil ich mich selbst als Theoretiker verstehe.

Dabei ist jedes theoretische Vorhaben – etwa die Analyse von Texten, das Aufdecken (deconstruction) kognitiver Verzerrungen (bias) im eigenen Theoriegebäude oder anderen Theorieentwürfen oder die Exegese eines biblischen Textes – zugleich praktisch, insofern es eine Praxis ist, sich an den Schreibtisch zu setzen, einen Text gründlich und wiederholt zu lesen, ihn methodisch zu befragen und schließlich den Laptop aufzuklappen, die eigenen Gedanken dazu niederzuschreiben und sie zu publizieren oder vorzutragen. Auch die Gespräche, die zu einer theoretischen Idee oder einem Verdacht geführt haben, entspringen einer Gesprächspraxis des intellektuellen Austauschs.

Insofern gibt es natürlich auch in den Geisteswissenschaften keine reinen Theoretiker. Aber selbstverständlich ist es ein Unterschied, ob die eigene Theorie auch praktische Folgen hat – d. h. ethisch-moralische oder anwendungsspezifische Folgen – oder ob sie solche Absichten explizit ausschließt.

Aber in meiner Naivität bin ich bisher davon ausgegangen, dass es keine rein theoretischen Theorien geben könne – weil selbst die abstrakteste mathematische Theorie oder Formel eine konkrete (in diesem Sinn praktische) Konsequenz für alle impliziert, die sich mit dieser Mathematik beschäftigen und an ihrem Voranschreiten mitwirken. Auch wenn sich diese am Ende vielleicht als unberechtigt herausstellen sollte.

Aufgeklärte Wissenschaften?

Der Philosoph Hans-Georg Gadamer (1900-2002) beschreibt in seinem Hauptwerk Wahrheit und Methode die historische Wissenschaft als Ort, an dem sich der Geist von dogmatischer Befangenheit befreit hat (WM I, 280). An der Universität erlebe ich jedoch manchmal auch das Gegenteil.

Die oben genannte Frontstellung von „Praxis vs. Theorie“ steht symbolisch dafür, dass es eine unendliche Aufgabe ist, sich von der dogmatischen Tendenz unseres Verstandes zu befreien – es ist nicht mit einem einzelnen Befreiungsakt getan, sondern muss immer und immer wieder beständig an all unseren Überlegungen, Behauptungen und allzu selbstverständlichen Theorien vollzogen werden.

Auch die klügsten und gelehrtesten Menschen bleiben eben Menschen – mich ermutigt das, weil mir bewusst wird, wie wichtig, unmittelbar relevant und hilfreich für jeden Menschen die Schreib- und Denkarbeit der wissenschaftlichen Theologie ist und immer bleiben wird. Und dass ich selbst nicht perfekt bin oder sein muss, kann ich dadurch leichter annehmen, weil das auch sonst niemand ist – und gerade deshalb möchte ich mit anderen zusammen an der von Gadamer ausgewiesenen hermeneutischen Aufgabe der Geisteswissenschaften weiterarbeiten.

SysLex – Online Lexikon

So ging @syslex.bsky.social mal los - seit Mai online (www.syslex-online.de) und hier für aktuelle Infos. #SysLex #Theologie

Frederike van Oorschot (@fredvanoorschot.bsky.social) 2025-05-08T05:37:41.025Z

Mit dem Start von SysLex – Systematische Theologie Online ist ein eindrucksvolles Projekt realisiert worden, das für unser Fach einen wichtigen Meilenstein markiert. Systematische Theologie, lange Zeit eher verstreut, schwer zugänglich und oft auf gedruckte Lexika angewiesen, erhält mit dieser Plattform erstmals ein zentrales, offen zugängliches Nachschlagewerk, das sowohl fachlich belastbar als auch öffentlich verfügbar ist.

Onlinelexikon Systematische Theologie

Das Besondere an SysLex ist nicht nur die wissenschaftliche Qualität der Beiträge, sondern auch ihre digitale Form: sorgfältig kuratiert, peer-reviewed, zitierfähig – und zugleich kostenlos für alle zugänglich. Damit setzt das Projekt neue Maßstäbe in Sachen Wissenschaftskommunikation, Transparenz und digitaler Infrastruktur für die Theologie. Besonders hervorheben möchte ich die klare Gliederung, die hervorragende redaktionelle Arbeit und die thematische Bandbreite, die sowohl Studierenden als auch Forschenden wertvolle Orientierung bietet.

Was Frederike van Oorschot und das Team hinter SysLex hier geschaffen haben, verdient höchste Anerkennung – und ein aufrichtiges Dankeschön. Solche Projekte entstehen nicht nebenbei. Sie verlangen strategisches Denken, institutionelles Geschick und eine beeindruckende Beharrlichkeit – gerade in einem Fach, das oft mit knappen Ressourcen und traditionsbedingter Trägheit zu kämpfen hat.

Was ist mit Wikipedia?

Das neue Online-Nachschlagewerk für Systematische Theologie ist ein eindrückliches und innovatives Projekt. Und so sehr ich mich freue, dass es in meinem Fach nun auch ein offen zugängliches und in wissenschaftlichen Arbeiten zitierfähiges Lexikon gibt – wie es die Bibelwissenschaften mit WiBiLex vorgemacht haben –, so frage ich mich doch: Warum sollte Wikipedia eigentlich nicht zitierfähig sein?

Wikipedia zeigt längst, dass eine unabhängige, kollaborative Open-Source-Plattform qualitativ hochwertige, aktuelle Lexikonartikel hervorbringen kann. Natürlich ist Wikipedia nicht perfekt – auch die Frage der Mittelverwendung steht zu Recht immer wieder in der Kritik. Und doch ist es das größte kollaborative Wissensprojekt der Welt. Es wird von unzähligen Freiwilligen getragen, die ein transparentes Regelwerk geschaffen haben, um Beiträge redaktionell zu pflegen und kontinuierlich zu verbessern. (Vgl. Molly White, 02.02.2025)

Auch akademisch geprüfte Lexika liefern kein objektives Wissen – sie spiegeln Perspektiven, keine Abbilder der Wirklichkeit. Deshalb bleibt es entscheidend, wer hier schreibt – und wer nicht. Solche Projekte erzeugen nicht nur Ordnung, sondern reproduzieren auch Diskursmacht.

In der Theorie sollen Lexikonartikel den Einstieg erleichtern, Orientierung bieten, Weiterarbeit ermöglichen. In der Praxis prägen sie oft, was als gültiger Referenzrahmen eines Fachs gilt. Genau deshalb ist die Frage nach der Form – nach dem Ort und dem Zugang theologischen Wissens – so wichtig. Warum also nicht theologische Beiträge auch auf Wikipedia selbst veröffentlichen? Oder zumindest eine begleitende Liste kuratierter Artikel anlegen, ergänzt um Begriffe, die noch fehlen? Eine solche Form der professionellen Beteiligung mit Klarnamen wäre dort längst möglich – jede Änderung wird protokolliert und öffentlich sichtbar.

Mir ist dabei durchaus bewusst, dass das gegenwärtige Wissenschaftssystem wenig Anreize für eine solche freie, partizipative Beteiligung schafft. Drittmittel und wissenschaftliche Reputation lassen sich eher über eigenständige, geschlossene Projekte legitimieren als über Beiträge zu offenen Plattformen.

Auch wenn das vielleicht wie Kritik klingt – ich meine es nicht gegen das Projekt und schon gar nicht gegen das verantwortliche Team. Im Gegenteil:

Ich möchte ausdrücklich zur Nutzung von SysLex ermutigen.

Meine Überlegungen richten sich nicht gegen das Projekt, sondern nehmen es zum Anlass, grundsätzlicher über die Frage nach öffentlichem theologischen Wissen und seiner Organisation nachzudenken. Die gute Absicht und die enorme Arbeit, die in einem solchen Projekt steckt, sind bewundernswert – und verdienen gerade durch weiterführende Reflexion Unterstützung.

Newsletter & Zukunftspläne

Ich habe die Newsletter-Anmeldung auf der Webseite überarbeitet. Die wöchentlichen Journal-Einträge bleiben frei zugänglich. Zusätzlich erscheint neu ein monatlicher E-Mail-Newsletter – mit Essays, kuratierten Links, Lektüreempfehlungen und persönlicheren Reflexionen.

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