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E3 - Was ist Theologie - 20240415

Können wir gesicherte Erkenntnis haben? Und ist das bei Gott anders?
E3 - Was ist Theologie - 20240415
My Office.

Eigentlich schreibe ich meine Dissertation grob über das Thema „Karl Barth und der ‚apokalytic-Turn‘“. Aber je länger ich über diese Frage nachdenken, verschwimmt für mich diese Frage mit der Frage, was Theologie überhaupt ist.

Meine Frage nervt mich langsam selbst. Während ich mich an Karl Barth abarbeite, flüstert sie ständig in meinem Hinterkopf.

Allerdings muss ich erst einmal beantworten, was bei Karl Barth Theologie ist. Das ist einfach und gleichzeitig schwierig.

Einfach daran ist, dass er viel dazu geschrieben hat und vieles davon explizit zu dieser Frage. Andererseits ist es schwierig, weil es Karl Barth ist, der es geschrieben hat.

Ich will versuchen, die Art und Weise wie Karl Barth Theologie gemacht hat mit Hilfe von Fremdperspektiven zu klären.

Richard Rorty wird mir dabei helfen.

Und eines habe ich von seiner, Richard Rortys, Philsophie schon einmal gelernt: Theologie muss nichts sein! Theologie ist erst einmal eine Praxis, in der wir von Gott reden. Das heisst, Theologie ist nichts fixes, statisches, sondern allererst ein Vollzug – wie Reden eben so funktioniert.

Dass wir uns miteinander Verständigen, wer oder was Gott für uns ist, das klingt eigentlich ganz selbstverständlich. Ich musste leider erst einmal über Umwege darauf kommen, wie wichtig diese basale Einsicht ist. Ich dachte ja, dass Theologie so etwas wäre wie die Auslegung von Offenbarungs-Tatsachen.

Theologische Sätze sollten halt auf göttliche Tatsachen, Fakten referieren, sonst wären sie eben keine theologischen Sätze. Aber seit ich Rorty lese, wird mir einiges klarer: Zu Denken, dass unser Reden auf Tatsachen referiert und wir deshalb über einen privilegierten Zugang zum Gegenstand der Rede hätten, ein ziemlich Philosophischer – ja mit großem ‚P‘ – und noch dazu ein wirklich fragwürdiger Gedanken ist.

Je länger ich darüber nachdenke wird mir klar wie vermessen dies gerade im Kontext der Theologie eigentlich zu denken ist. Aber wie leicht hat es sich in mein Denken geschlichen, so ganz beiläufig und harmlos hat es im Hintergrund gewirkt.

Jetzt lese ich Karl Barths Texte irgendwie leichter, plötzlich machen viele Abwehrbewegungen darin so viel mehr sinn. Barth hat mit dieser pragmatischen Einsicht Rortys, dass es keine privilegierten Erkenntnisse über Gott gibt, ernst gemacht. Aber was bedeutet das für die Theologie? Kann es dann überhaupt noch theologische Erkenntnis von Gott geben?